Neubeginn mit vielen Schwierigkeiten

Um die Punkte des Gründungsprotokolls umzusetzen mussten zuerst finanzielle Opfer erbracht werden, denn es mussten Waffen gekauft, Werbung um neue Mitglieder betrieben werden. Noch im Jahr 1952 erfolgte der Neueintritt in den "Deutschen Schützenbund".

Da kein Schießstand mehr zu Verfügung stand, wurden die ersten Schießübungen in einem provisorischen Stand in der Scheune des Kameraden Walter Lüttgau an der Helgolandstraße durchgeführt. Doch schon bald ging man an den Bau eines Luftgewehrstandes mit drei Schießbahnen. Dieser Stand war im März 1953 fertig und erlaubte nun auch wieder Wettkämpfe mit befreundeten Vereinen wie "Treue", "Belfort", "Eichtal" und "KKS".

Der Schunterpokal brachte uns dann mit den Vereinen "Querum", "Gliesmarode", "Volkmarode" und "Bevenrode" zusammen.

Eine Ehrenpflicht war es für uns, Einladungen der Vereine des Kreisschützenverbandes Braunschweig e.V. zu folgen. Im Juli des Jahres 1954 marschierten die Mitglieder des "Club Hagen 1926", anlässlich des Schützenfestes der Braunschweiger Schützengesellschaft 1545 im geschlossenen Block hinter der von Walter Lüttgau gestifteten Fahne mit.


Club Hagen 1926 - BSG-Umzug 1954



Schützenfest 1954

Schon das Jahr 1954 brachte uns neue Herausforderungen:
  1. Der Ausbau unseres Schützenheims inkl. der Schießstände.
  2. Beschaffung von Schützenröcken für alle Mitglieder.
Während die Einkleidung fast lückenlos erreicht wurde, konnte der Schießstand vorerst nur ausgebessert und das Dach neu gedeckt werden. Ein Neubau wurde für 1955/56 vorgesehen.

Im Jahr 1955 nahm der Club mit seinen Mitgliedern am 21. Bundesschießen des Deutschen Schützenbundes in Hannover teil Ein Erlebnis, welsches lange nachwirkte. Der von 20.000 Schützen gebildete Festumzug war eine Demonstration für das deutsche Schützenwesen. Die im Festzug mitmarschierenden Abordnungen von 14 Nationen zeigten die volle Anerkennung der deutschen Schützen auch im Ausland.

Der Zulauf an Mitgliedern erforderte sehr bald eine Vergrößerung des bisherigen Schießstandes. Da von den Mitgliedern der Wunsch ausgesprochen wurde, auch KK-Schießen ins Schießprogramm aufzunehmen, kam die Frage des Standbaus als eine für den Verein lebenswichtige Frage nicht mehr zur Ruhe.

Eine Renovierung des Standes brachte nur vorübergehend eine Entlastung, da einfach der Platz für eine geordnete Vereinsarbeit fehlte. Die Stimmung im Verein wird am besten durch den Jahresrückblick eines damaligen Chronisten erkennbar.


1962 Schützenkönige:
V.Re.: Großer König Reinhard Bonse, Kleiner König Kurt Schötzig,
Freischeibe Manfred Hoeth, LP-König Heinz Mühling



1962 Junggesellenrunde im Garten auf der Helgolandstraße
V.li.: Manfred Kühne, Peter Faust, Sigurd Wähner, Heinz-Peter Werner
Axel Posorski, Günter Schacherl, Siegfried Merges, Gast



1963 Königsproklamation in "Willekes Lust" bei Hornburg
V.li.: Pistolenkönig Heinz Mühling, Königin Gretel Schötzig,
Großer König Sigurd Wähner, Kleiner König Ulrich Schötzig

    Hier eine in Reimform abgefasste,
    chronologische Abhandlung
    Verfasser leider unbekannt

    Nun ist's wieder einmal so weit -
    "Club Hagen" ist erschienen mit Mann und Weib!
    Um zu feiern ein paar fröhliche Stunden
    und sich drehen in Walzerrunden!
    Die Jugend tanzt wohl Rock'n Roll,
    das ist für uns Alte jedoch zu toll.
    Eins, zwei, drei im Walzertakt
    uns dann das Fieber packt!
    Jedoch nicht allein das Tanzen uns in Atem hält,
    es gibt auch noch andere Dinge auf der Welt.
    So wollen wir einmal berichten
    von einigen sonderbaren Geschichten:

    Schlagen wir das Buch vom Jahre 1956 auf,
    da haben viele Dinge genommen ihren Lauf.
    Es war wie üblich im Januar,
    es stieg einmal wieder die Vorstandswahl.
    Lüttgau sen. setzte sich zur Ruhe dann,
    Heino Erdmenger, er war nun das Opferlamm!
    Mit viel Kraft und Geschick
    führte er den Verein 1 Jahr lang durch dünn und dick.
    Als Zweiter an der Spitze
    sahen wir Walter auch noch sitzen.
    Doch in unserer Vorstandsschar
    befand sich auch ein Neuer gar.
    Malerrmeister von Berufe,
    unsere Schützenscheiben schuf er -
    und durch seine Mitarbeit
    war zum Vorstand er bereit.
    Als Kassierer, oh welch Graus
    leert er uns die Taschen aus.
    Heino, Du warst auch Kassierer,
    doch so einnehmend wie dieser
    warst selbst Du nicht, unser Lieber.
    Doch zu Gunsten des Vereins
    Erich, behüt das Geld, als wär's Deins!

    Für die vielen schriftlichen Sachen
    mussten wir auch einen packen.
    Leider hatten wir viel Pech,
    denn sie liefen alle weg.
    Sei es Karl-Heinz oder Klaus,
    alle liefen aus dem Haus.
    Armer Heino, welche Last,
    dass Du auch noch den Schriftführer machst.
    Lob und Dank sei Euch gebracht,
    die Ihr so gut in 1956 Eure Sache gemacht.

    Weiter ging der Jahreslauf -
    der Vatertag zog herauf.
    Man sprach vom Wandern und Fröhlichsein
    und alle stimmten mit darein.
    Ob Regen, Schnee, ob Sonnenschein
    marschieren wollten wir in den Vatertag rein.
    Als um 7 Uhr früh der Regen fiel,
    blieben nur Posorski's in ihrem Pfühl.
    Sie ärgerten sich erst grün, dann blau
    über die versäumte Vatertagsschau.
    Ihr Kameraden aber ach,
    Ihr hobt die Becher an diesem Tag
    nicht nur im Wald und auf der Flur,
    Auch im Schießstand kreiste der Becher so manche Tour!

    Verbindungen zu anderen Vereinen
    hat "Club Hagen", das will ich meinen.
    So zogen wir auch nach Belfort hin
    den Umzug mitzumachen, trachtete unser Sinn.
    Die Fahne sollt' flattern uns voraus -
    doch blieb leider der Fahnenträger 1 Stunde länger zu Haus!
    Die Panne wurde wettgemacht,
    einen Blumenstrauß wurde dafür dem König gebracht.

    Das Königsschießen, welche Qual,
    es bracht uns Könige, 4 an der Zahl.
    Dazu ´ne Königin, ein junges Mädel fein,
    es reihte sich würdig als Stellvertreterin ihrer Mutti ein.
    Doch die Gefolgschaft dieser Frau,
    dieses sag ich offen hier genau,
    die Schützenfrauen, viel an der zahl -
    sie sind des Schützenclubs Qual!
    Ruft uns Männer die Pflicht zum Versammlungsort,
    geh'n in letzter Zeit unsere Frauen nicht mehr fort.
    Ach sagt mir doch, Ihr Mägdelein,
    was mag bei Euch passieret sein?
    Seid Ihr zu müde? Geht nicht aus?
    Wer'd Ihr etwa alt? Oh Weh, ob Graus!
    Ich rat Euch dringend liebe Weibersleut',
    zum Kränzchen geht wieder, zu Eurer Freud'!

    Die Fahrt "Ins Blaue" zog herauf,
    wir fuhren nach dem Hainberg rauf!
    In diese wunderschöne Welt
    Frieda Hoeth in ihrer Jugend ward hineingestellt.
    Freudestrahlend nimmt uns auf
    Neuwaldmoden mit seinem Gastwirtshaus.
    Hier leibe Leute, gab's was zu seh'n,
    viel volle Tische und Gläser schön.
    Es wurde gesungen, getanzt und gelacht,
    Reden gehalten, es war eine Pracht!
    Manch einer tanzte aus der Reih' -
    es war dem anderen nicht einerlei.
    Schön war es trotzdem, laut sei es gesagt:
    Bravo Heino, dass Du es gewagt!
    Im nächsten Jahr, zur selben Zeit
    ist's hoffentlich wieder so weit!

    Beim Stadtmeisterschießen, auch da waren wir dabei.
    Es kämpften vereint in Reih und Glied
    die besten Schützen, die Hagen sieht.
    Ein Preis musste fallen, ganz gleich, welcher es sei,
    denn 140 schießt unser Manfred so nebenbei!
    15 Flaschen Bier, so galt die Wette,
    im Februar 57 trank davon noch Sandvoß, der Nette.
    Drum lieber Manfred, es ist ganz klar
    für die "Kohlenkasse" bist Du in diesem Jahr nicht mehr da.

    Ob es donnert, stürmt oder kracht -
    ob der Regen fällt, ob die Sonne lacht.
    Ein gutes Heim ist "Club Hagen" bedacht.
    Viel schöne Stunden haben wir drin verlebt,
    selbst neue Tapeten hat man angeklebt.
    Gardinen wurden angesteckt,
    mit Decken unsere Tische bedeckt,
    Doch einen Haken hat die Sache,
    was wird bloß aus unserem Dache?
    Durch das Dach der Regen fällt
    auf das Blatt, das der Skatspieler hält.
    Sind es Tränen, die da fallen,
    dass in diesen teuren Hallen
    trotz so manchem Versammlungsbeschluss
    das Dach auf die Reparatur warten muss?
    Man riet hin, man riet her,
    plötzlich der Ruf: Eine Baracke muss her!
    Leider…unsere Finanzen
    gestatten uns nicht solche Extravaganzen!
    Verlieren wir nicht den Mut in dieser Sache -
    mit der Zeit kommen wir auch noch zum Dache!

    So endet nun der Jahreslauf
    und auch der Dichter, er hört jetzt auf.
    Er hofft, dass diese Zeilen heute
    Euch bereiten recht viel Freude.
    Im nächsten Jahr um diese Zeit
    hält der Chronist sich wieder für Euch bereit!

Mit vielen Kraftanstrengungen wurden die anstehenden Reparatur- und Verbesserungsarbeiten durchgeführt, jedoch die räumliche Enge der Schießsportanlage konnte damit nicht gelöst werden. Es wurde viel gerechnet, aber die Mittel waren nicht vorhanden Abhilfe zu schaffen. So kam es schweren Herzens auf der Versammlung am 21.9.1957 zu dem Beschluss eine Mitgliedersperre zu verhängen.

Schon am 11. Januar 1958 wurde die finanzielle Seite unseres Engpasses geregelt. Auf dem Gelände des Kameraden Lüttgau sollte ein Neubau unter Einbeziehung des alten Standes erstellt werden.


Die Helfer bei der Besichtigung der Baustelle auf dem Grundstück Walter Lüttgaus.

Dieser Plan wurde von der Mitgliederversammlung gebilligt und am 12.4,1958 endgültig genehmigt. Der erste Bauabschnitt sah die Erstellung eines Unterkunftsraumes in der Größe von 60-75 qm vor, mit der Absicht diesen Raum in späteren Jahren nochmals um 75 qm zu vergrößern. Es sollten 4 Schießbahnen angelegt werden. Die Finanzierung erfolgte aus 25% Vereinsrücklagen, 50% durch Verkauf von Bausteinen und die restlichen 25% sollten durch Spenden abgedeckt sein..

Die in Eigenarbeit der Mitglieder erstellte Schießsportanlage forderte von jedem Mitglied den vollen Einsatz.

Für die Zeit der Bauarbeiten ruhte der Schießbetrieb, um jede Hand für die Bauarbeiten einsetzen zu können. Mit Stolz konnte man feststellen, dass die Mitglieder alle, ihren Möglichkeiten entsprechend, vollen Einsatz brachten. Hier die Namen der Hauptbeteiligten: Heino Erdmenger, Dieter Posorski, Walter Lüttgau sen., Walter Lüttgau jun., Albert Lüttge, Erich Sandvoß und Rudolf Hoeth.


1958 - Schützenstandbau Helgolandstr. V.Li.: Walter Lüttgau jun, ??,
Heino Erdmenger, Erich Posorski, Kurt Schötzig, im Vordergrund die
"Panzerplatten", die in die Grundmauer eingearbeitet wurden.

Diesen Kameraden, die besonders viel Arbeit geleistet haben, gilt unser Dank und die Erinnerung, ihnen war es zu verdanken, dass schon am 16.7.1958 der Schießbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Die offizielle Übergabe erfolgte am 4.10.1958 im Beisein der befreundeten Vereine Petritor, Eichtal, Gliesmarode, PSV, Belfort und Querum. Der Wunsch auf KK-Stände ließ sich aus finanziellen Gründen und die scharfer behördlicher Auflagen, nicht mehr realisieren.


Schützenfest 1965 auf der Helgolandstraße.
Links Mitglieder, rechts Spielmannzug. Vorbeimarsch der KÖnige
V.li.: Erich Posorski (Vorsitzender), Axel Posorski (Freischeibe)
Hans Kern (Jugendklönig), Ernst Salzer (Pistolenkönig)
Rudolf Hoeth (Großer König), Günter Schacherl (Kleiner König), Rudolf Werner



Könige 1968
1.Reihe v.Li.: Großer König Manfred Kühne, Königin Gisela Schacherl,
Kleiner König und Pistolenkönig Heinz Vehrke
2.Reihe v.Li.: KK-Bester Sigurd Wähner, Freischeibe Axel Posorski,
Jugendkönig Jochen Schnur

Da der Schießstand im Wassereinziehungsgebiet des Wasserwerkes Bienroder Weg lag, kam endgültig zum 30.6.1966 das "AUS" - wir mussten räumen und abreißen.

Nach einigem Suchen bei anderen Vereinen, um dort als Mieter schießen zu können, landeten wir beim RSB von 1928 und dessen Sportanlage an der Ackerstraße. Nun konnte auch das KK-Schießen und die Sportpistole in unser Schießprogramm aufgenommen werden. Viele Wettkämpfe und Veranstaltungen hat der "Club Hagen 1926" e. V. (seit 1968 e. V. geworden) dort durchgeführt.

Unser Wunschtraum, wieder einen eigenen Stand zu haben, rückte immer weiter von uns ab. Die eigenen finanziellen Möglichkeiten und die schlechte Ausgangslage an behördliche Zuschüsse zu kommen, machten den Wunsch zunichte.

Unsere gesteigerten sportlichen Aktivitäten, damit parallel die dringendst anstehende Überholung und Modernisierung der Sportanlage Ackerstraße, ließen uns aus reinem Überlebenswillen tätig werden. Es wurden Ende 1975 Kontakte zur Braunschweiger Schützengesellschaft 1545 aufgenommen, die gerade ihre neue Schießsportanlage im Bau hatte. Die Schafferei beriet sich mit unseren Vertretern eingehend und es stellte sich heraus, dass man unser Anliegen wohlwollend betrachtete.

Zur Einweihung des neuen Schützenhauses am 1.4.1976 zogen wir als eine neue Gruppe der BSG 1545 gleich mit ein. Von unseren damals 38 Mitgliedern machten 28 diesen für uns in der Folgezeit segensreichen Schritt mit.


Auch auf der Helgolandstraße wurde schon sportlich trainiert - LG-Dreistellung