Wie ein Hasardeurrit uns Gutes bescherte

Im Frühjahr 1992, wurden unsere Leistungsschützen Wolfgang Klose und Sven v. der Osten-Fabeck zu einem Laser-Zielsportturnier, vom 31.1. - 2.2.1992, in Bremervörde eingeladen. Voll des Lobes schwärmten Sie von der neuen Technik, mit der der Schießsport transparent wurde. Sie machten uns so neugierig, dass Kontakt mit dem Vertreiber dieser Anlagen, Peter Klingner aus Bremervörde, aufgenommen wurde.

Schnell wurde ein Termin für eine Demonstration der Anlage vereinbart, die am 12. Febr. im Tagungsraum der Vereinten Krankenversicherung stattfand. Anwesend waren Klaus Schnur, Klaus Reschke, Kurt v. der Osten-Fabeck, Horst Lindner, Sven v. der Osten-Fabeck, Wolfgang Klose und andere. Eine Mischung aus Mitgliedern des Vorstandes und einigen Sportschützen.

Herr Klingner erklärte seine Anlage und pries die Vorzüge und Möglichkeiten an. Die Anwesenden probierten sie aus und waren beeindruckt. Man kam zu dem Entschluss sich mit dem Kauf ernsthaft zu beschäftigen.

Das Finanzielle wurde im kleinen Kreis zwischen unserem Schatzmeister Kurt v. der Osten-Fabeck, Horst Lindner als Sportler und Ansprechpartner für Sponsoren und Peter Klingner besprochen.

Im Anschluss an diese Besprechung verabschiedeten sich unsere Sportschützen und die Vorstandsmitglieder machten sich Gedanken über das Finanzierungsangebot des Herrn Klingner. Die gesamte Anlage kostete 16.800,-- DM, 14.200,-- DM für den Laser und 2.600,-- DM für den PC (einen 286er). Der Gesamtpreis konnte in 20 Monatsraten abgezahlt werden. Ab 1.1.93 mussten 7,5% Zinsen auf den jeweiligen Restbetrag gezahlt werden.

Da keine Rücklagen vorhanden waren und allen das Risiko zu groß war, wurde an diesem Abend sehr bedauernd Abschied von dieser Anschaffung genommen.

Unseren Vorsitzenden Klaus Schnur hat die Noptel-Anlage so sehr beeindruckt, dass er nachts keine Ruhe fand. Die Zahlen wirbelten ihm durch den Kopf und ein Plan setzte sich fest.

Am frühen Morgen rief Klaus Schnur bei unserem Schatzmeister im Büro an und erzählte von seinen wilden Träumen und Rechenexempeln. Ihm schwebte eine totale Vermarktung vor, verbunden mit Sponsoren. Seiner Meinung nach war die Chance sehr groß und es bestand durchaus die Möglichkeit das Interesse anderer zu wecken. Um einen finanziellen Reinfall zu vermeiden, überredete er ihn im Notfall auf ein von den beiden zum Zweck der Ausrichtung einer Jubiläumsfeier eingerichtete Rücklagen zurückzugreifen. Die emotionell vorgetragenen Indizien verfehlten nicht ihre Wirkung.

Am 14. Febr. 1992 wurde eine Anlage aus Bremervörde abgeholt.

Fast professionell gingen wir vor. Wir druckten 2.000 eigene Prospekte und suchten Vermarktungsmöglichkeiten, Sponsoren und Interessenten. Unsere Mitglieder konnten sich die Nutzungsrechte an der Laser-Anlage mit einer Spende von 100,-- DM erkaufen. Leider hat nur ein geringer Teil unserer Mitglieder davon Gebrauch gemacht. Besonderer Dank für Ihren Einsatz bei der Suche nach Geldgebern geht an Horst Lindner und Klaus Reschke.


Selbstentworfener Prospekt

Die Kraftanstrengungen waren immens und unsere Mitglieder zogen voll mit.

Viele Einsätze waren nötig, viele Stunden wurden abgeleistet. Unsere Noptel-Anlage und wir fuhren in ganz Norddeutschland umher und unser Bekanntheitsgrad stieg enorm. Einsätze bei Schützenvereinen, Verbänden und Behörden, auch Einsätze in der Wirtschaft standen auf der Tagesordnung. Selbst der Niedersächsische Sportschützenverband lieh sich die Anlage für Trainingseinheiten in Ruhpolding aus.

Lassen Sie uns hier einige dieser Aktivitäten stellvertretend für viele andere Einsätze schildern:
  • Wir waren beim Gala-Empfang des Braunschweiger Tanz Sport Club mit zehn Anlagen, neun mußten wir uns von Klingner leihen. Als erster Preis wurde von der Lufthansa ein Flug nach New York gestiftet. Unsere ganze Crew, ca. 25 Personen, waren entsprechend dem Anlaß in Abendgarderobe gekleidet!

  • 1993 waren wir mit zwei Anlagen (wieder eine geliehen) auf dem großen Schützenfest in Hannover. Es wurde in drei Schichten gearbeitet. Mittags, um 14.00 Uhr, fuhren drei Jugendliche, unter der Leitung von Steffen Veit, als Rowdys mit dem Zug nach Hannover um die Anlagen aufzubauen. Ab ca. 15.00 Uhr ging der Schießbetrieb täglich bis tief in die Nacht hinein. Das geschah eine ganze Woche lang im ständigen Wechsel, damit die eine "Spätschicht" immer eine Nacht schlafen konnte. Schließlich mußten alle den nächsten Tag wieder arbeiten. Wenn Einsätze morgens notwendig waren, wurden unsere Rentner eingesetzt.

  • Für Einsätze im Freien haben wir uns ein 40 qm großes Zelt angeschafft. Damit standen wir mehrere Male auf dem Magni-Fest in Braunschweig. Als Hauptgewinn für einen Schuß mit einer 10,9 wurden 100,-- DM und später eine Kiste Sekt ausgelobt.
Der Lohn dieser Bemühungen war, dass wir im Januar 1993, die letzte Rate überweisen konnten und uns die Zahlung von Zinsen erspart geblieben ist.

Diese Anschaffung schaffte uns aber nicht nur Freunde. Der Neid innerhalb der BSG gipfelte in abenteuerlichen Gerüchten über die Finanzierung, die uns veranlaßten in unserer Vereinszeitschrift "das projektil" eine Richtigstellung zu veröffentlichen. Auch wurde von Seiten der BSG, für eine Veranstaltung, eine fremde Anlage ausgeliehen und wir ignoriert.

Viele Vermietungen und Einsätze folgten bis heute, immer noch sind wir als ständiger Gast auf der Messe Pferd & Jagd vertreten.

Der Fortschritt der Technik blieb auch vor einer Laser-Zielanlage nicht stehen. Anfang 1996 wurde die alte Anlage an einen Privatmann in Berlin verkauft. Als Ersatz wurden zwei neue Geräte gekauft, die mit der Reflektion von Infrarotstrahlen arbeitet.

Abschließend ist festzustellen, dass diese außergewöhnliche Anschaffung mit ihrer fast professionellen Ausnutzung viel Positives für uns gebracht hat. Bis einschließlich 2000 konnten wir ca. 100.000 DM an Brutto-Einnahmen verbuchen. Diese Gelder haben es uns ermöglicht die Vereinsbeiträge viele Jahre konstant zu halten und die Vereinswaffen regelmäßig zu erneuern und dadurch auf hohem technischem Niveau zu halten.

Neben wirtschaftlichen Vorteilen ist unser Bekanntheitsgrad im ganzen Niedersächsischen Sportschützenverband enorm gestiegen.

Dies alles wäre nicht möglich gewesen wenn eine kleine aktive Gruppe unserer Mitglieder nicht uneigennützig ihre Freizeit zur Verfügung gestellt hätten. Ihnen möchten wir hier an dieser Stelle unseren besonderen Dank aussprechen.


Noptel-Einsatz in der Stadthalle